Am 16. September 1928, um Viertel nach acht Uhr abends, wurde Hohenau zum zweiten Mal ein Raub der Flammen: Diesmal ging der Brand von der Ostseite der Ortschaft aus, vom Anwesen des Kaufmanns Koller. Das vom Sturm angefachte Feuer erfasste in kürzester Zeit auch das Gasthaus zur Post der Familie Piser (vormals Moosbauer) sowie die Häuser Schmid und Tauber.
Die “Freyunger Waldpost” berichtete in ihrer Ausgabe vom 21. 9. 1928 folgendermaßen über den Brand:
„Hohenau. (Brandepidemie) Seit zwei Jahren wird die Pfarrei Hohenau unausgesetzt durch Brandfälle heimgesucht, nämlich nicht weniger als 12 Brände und je mehr kommen, um so größere Ausdehnung haben sie. Waren es in den Vorjahren meist ungeklärte Ursachen, so war heuer öfters der Blitzstrahl die Ursache. Am 5. August brannte im nächsten Nachbardorfe von Hohenau 2 große Bauernanwesen und 2 Inwohnhäuseranwesen ab, durch Blitzstrahl, und diese waren alle schlecht, z. T. gar nicht versichert. Am 16. Sept. abends 8 1/4 Uhr wurde plötzlich die alte Hohenauerprophezeihung wieder verwirklicht: Alle 30 Jahre brennt es in der Ortschaft Hohenau, und zwar jedesmal gewaltige Brandstätten 4-mal schon alle 30 Jahre ist es wahr geworden; Entzündung unaufgeklärt.“

In 30 Minuten stand fast die ganze Ostfront von Hohenau im Flammenmeer dazu brüllte der Sturm, heulten die Glocken, schrie das erschreckte Vieh und über die entsetzt aus den Wohnhäuser eilenden Leute ging ein Flugfeuerregen nieder, ärger als das stärkste Schneetreiben im Waldwinter. 4 große Anwesen darunter der größte Komplex, das Gasthaus zur Post von Piser, war gleichzeitig vom Nordsturm angefachten Feuer erfasst. Lichtleitung und Telefon war sofort vom Feuer zerstört, so dass mit auswärts keine Verbindung mehr war. Durch das Flammenfunkenmeer war die ganze Hofmark stark bedroht und mit Ausnahme von 4 Häusern brannten schon alle Anwesen, so dass man glaubte bis Mitternacht sei Hohenau von seiner Berghöhe verschwunden. Aber das kräftige Eingreifen der Leute und besonders mancher Feuerwehr brachte immer wieder Rettung.

15 Feuerwehren, so Hohenau mit 2 Spritzen, Wasching, Bierhütte, Kirchl, Schönbrunn, Kreuzberg, Ahornöd, Mauth, Neudorf, Schönanger, Alt- u. Neuschönau, dazu die Motorspritzen von Grafenau, Freyung und Eppenberg.
Unbezahlbare Dienste hat die kleine 15 PS Motorspritze von Eppenberg geleistet, während es den beiden 30 PS Motorspritzen von Freyung und Grafenau erst gegen 6 Uhr früh gelang, Wasser aus dem sogenannten 600 Meter entfernten und 70 Meter tiefer liegenden Pfarrerweiher heraufzubefördern, trotz heldenhaften Anstrengungen der bewährten Mannschaften. Die beiden Spritzen arbeiteten in einander mit ca. 1000 m Schlauchanlage.

All den vielen Helfern herzlichen Dank zugleich aber auch die Bitte für die so schwer Heimgesuchten etwas zu geben. Siehe den erscheinenden Aufruf; denn in den beiden letzten Bränden konnte mit Ausnahme bei Viehes nichts gerettet werben; und wieder teilweise ganz schlecht versichert wegen der hier noch vielfach. üblichen Holzschindelbedachung. Seit dem Brande gleicht Hohenau einem Jahrmarkt von tausenden Besuchern zu Fuß, Rad, Motor, Auto, Fuhrwerk; möchten auch die Gaben so fließen an den Hilfskomiteevorsitzenden Pfr. Sicklinger, Postscheckamt 33887 München.
